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Definition der Valenz (стр. 2 из 2)

Stufen der Valenzanalyse

Die Valenz eines Verbs wird in drei Stufen untersucht.

Auf der I. Stufe (Wertigkeitsstufe) wird die quantitative Analyse vorgenommen. Es wird festgestellt, wieviel Mitspieler vom Verb gefordert werden, das heiβt, wieviel Leerstellen das Verb in einem minimalen Satzmodell erцffnet.

Nehmen wir das Verb besichtigen. Um einen Satz zu bilden, braucht das Verb minimum zwei Mitspieler:

Wir besichtigen die Ausstellung.

Wenn wir die Ergдnzung die Ausstellung weglassen, so ist der satz ungrammatisch: * Wir besichtigen.[17]

Ohne den zweiten Mitspieler hat das Verb keine satzbildende Kraft. Zeichnen wir den Stellenplan des Satzes: ... besichtigen ...

Das Verb besichtigen erцffnet zwei Leerstellen, dieses Verb ist zweiwertig. Man beschreibt seine Wertigkeit auf solche Weise: besichtigen2.

Es gibt nullwertige, einwertige, zweiwertige, dreiwertige Verben.

Als nullwertige gelten unpersцnliche Verben: Es scheint. Es regnet. Es donnert. Hier ist die erste Stelle nur formal ausgefьllt. Nach W. Schmidt aber sind solche Verben einwertig (einstellig), weil das unpersцnliche es eine Stelle vertritt.[18]

Einwertig sind die Verben, die mit einem Mitspieler einen grammatisch richtigen Satz bilden: schlafen1, arbeiten1, lachen1 u.a.

Das Kind schlдft. Der Vater arbeitet. Das Mдdchen lacht.

Zweiwertig sind die Verben – besuchen2, gefallen2, vertrauen2 u. a.

Vgl.: Er besucht seinen Freund. Der Film gefдllt mir.

Dreiwertige Verben – legen3, beibringen3, verdanken3 u.a. erцffnen drei Leerstellen: Er legt das Buch auf den Tisch.

Der Kranke verdankt dem Arzt seine Genesung.

Der Lehrer bringt den Schьlern das Rechnen bei.

Auf quantitativen Stufe wird zwischen der obligatorischen und der fakultativen Valenz unterschieden. Es gibt Verben, die in einem Kkontext nur eine Leerstelle erцffnen, in einem anderen - zwei Leerstellen. In der tradizionellen Grammatik werden solche Verben halbtransitive Verben genannt. Das sind die Verben lesen, singen, tanzen, studieren u. a. Das Satzminimum[19] kann beei solchen Verben verschieden sein: Er liest. Oder: Er liest ein Buch.

Er singt. Oder: Er singt ein Lied.

Er studiert.Oder: Er studiert Medizin.

Der zweite Mitspieler ist nicht immer angegeben, aber stets mitgedacht. Diese fakultative Valenz wird auf folgende Weise bezeichnet: essen 1(2), lesen 1(2). Die obligatorische Valenz steht ohne Klammer, die fakultative – in Klammern.

Die fakultative Vaalenz ist mit freier Fьgungspotenz nicht zu verwechseln. Die Fьgungspotenz gestattet dem Verb, unzдhlige, fьr den Satzbau nicht notwendige Satzglieder anzuschlieβen: Jetzt liest er im Lesesaal mit groβem Interesse ein spannendes Buch.

Die II. Stufe der Analyse ist die qualitative Untersuchung der verbalen Valenz. Auf dieser Stufe wird die grammatische Umgebung (die Distribution) des Verbs ermittelt. Das heiβt, es wird festgestellt, welche Mitspieler die vom Verb geforderten Leerstellen ausfьllen. Nehmen wir wieder das Verb besichtigen: Wir besichtigen die Ausstellung.

Aus dem Satz ist ersichtlich, daβ zwei vom Verb erцffnete Leerstellen durch folgende Mitspieler besetzt werden: 1) durch Substantiv im Nominativ;

2) durch Substantiv im Akkusativ.

Wir nehmen das Verb - sich befinden.

Auf Stufe I ist das Verb sich befinden2 zweiwertig.

Auf Stufe II werden die Leerstellen wie folgt ausgefьllt: sich befinden 2 – Sn, Adv/pS[20] (die zweite Leerstelle kann entweder durch ein Adverb oder durch ein Substantiv mit Prдposition besetzt werden), z. B.: Er befindet sich hier. Oder: Er befindet sich im Zimmer.

Wenn man einwertige Verben qualitativ festlegt, so ist ihr Mitspieler meistens ein Sn: Das Kind schlдft. Die Sonne scheint. Nicht ausgeschlossen sind andere Mitspieler: (1) Mich friert. (Sa)[21]

(2) Mir graut. (Sd)[22]

Die III. Stufe ist die Stufe der semantischen Analyse, die ьber die lexikalische Umgebung des Verbs Aufschlьsse zu geben hat. Das heiβt, es wird ermittelt, durch welche lexikalische Gruppen die vom Verb erцffneten Leerstellen besetzt werden. Die Regeln der lexikalischen Wahl heiβen Selektionsregeln. Die lexikalischen Beschrдnkungen heiβen Selektionsbeschrдnkungen. Die ьbereinstimmung der lexikalischen Bedeutung des Verbs mit der lexikalischen Bedeutung seiner Mitspieler wird auch semantische Kongruenz genannt.

Betrachten wir das Verb essen:

Stufe I: essen 1 (2)

Stufe II: essen 1 (2) – Sn, (Sa)

Fьr Sn besteht folgende Selektionsregel: es darf nur ein Substantiv sein, das entweder einen Menschen oder ein menschliches Kollektiv bezeichnet. Alle anderen semantischen Gruppen der Substantive sind hier ausgeschlossen:

Vgl.: Der Mann iβt.

Gegenstдnde: * Der Tisch iβt.

Abstrakta: * Die Freude iβt.

Tiere: * Der Hund iβt.

Der zweite, falkultative Mitspieler – Sa – kann nur durch Substantive ausgedrьckt werden, die etwas Eβbares bezeichnen. Alle anderen sind ausgeschlossen: Vgl.: Ich esse Brot.

Gegenstдnde: * Ich esse einen Tisch.

Abstrakta: * Ich esse einen Gedanken.

Stufe III: essen 1 (2) – Sn, (Sa)

Sn – ein Mensch (ein menschliches Kollektiv)

Sa–Nahrungsmittel. Es gibt Verben, die ohne Selektionsbeschrдnkungen einen Satz bilden kцnnen. Nehmen wir das Verb gefallen:

Stufe I: gefallen 2

Stufe II: gefallen 2 - Sn, Sd

Stufe III: Sn – ohne Selektionsbeschrдnkungen

Sd – Lebewesen.

Vgl.: Das Buch gefдllt mir (Gegenstдnde).

Dieser Mensch gefдllt mir (Lebewesen).

Dein Gedanke gefдllt mir (Abstrakta).

Diese Studentengruppe gefдllt mir (Kollektiv).

Folglich wird jedes Verb auf drei Stufen nach seiner quantitativen Valenz (Wertigkeit), nach grammatischen Umgebung (Distribution) und nach seiner lexikalischen Umgebung (Selektionsbeschrдnkungen) bestimmt.

Wie schon erwдhnt, resultiert die Valenz des Verbs aus seiner Bedeutung. Es ist aber allgemein bekannt, daβ die Valenz eines Verbs nur unter Berьcksichtigung seiner eventuellen Vieldeutigkeit ermittelt werden kann.

So ist das Verb bestehen vieldeutig:

a) bestehen (vorhanden sein, existieren)

Stufe I: bestehen 2

Stufe II: bestehen 2 – Sn, Adv/pS

Stufe III: Sn – Abstrakta, Kollektiv

Adv/pS – Wцrter mit lokaler oder temporaler Bedeutung.

Die Widerstandsgruppe bestand dort.

Die Widerstandsgruppe bestand seit 2 Jahren.

b) bestehen (sich bewдhren, mit Erfolg absolvieren)

Stufe I: bestehen 2

Stufe II: bestehen 2 – Sn, Sa

Stufe III: Sn – Lebewesen

Sa – Abstrakta

Der Student hat die Prьfung bestanden.

c) bestehen (auf etw. beharren)

Stufe I: bestehen 2

Stufe II: bestehen 2 – Sn, pS

Stufe III: Sn – Menschen

PS – auf, Sd – Abstrakta

Er besteht auf seiner Behauptung.

Dieses Beispiel zeigt uns, daβ die Valenz des Verbs je nach seiner Bedeutung verschieden ist.

Valenz der Adjektive

Es gibt nicht nur die Valenz der Verben, sondern auch die Valenz der anderen Wortarten, solcher wie die Adjektive und Substantive.

Eine Reihe der Adjektiven ist valenzbedьrftig, diese Adjektive fordern als Valenzpartner Substantive mit oder ohne Prдposition.

z.B. Ich bin stolz auf meine Schwester.

Er ist einer guten Sache nicht fдhig.

Das Mдdchen ist einer Rose дhnlich.

Der Turm ist 200 Meter hoch.

Einige Adjektive behalten ihre Valenzpartner auch bei der attributiven Verwendung: ein 200 Meter hoher Turm, ein der Rose дhnlicges Mдdchen.

Aber sehr viel Adjektive werden nur prдdikativ und unflektiert gebrauucht: angst, feind, freund, schade, schuld u.s.w.

Es gibt aber auch die Adjektive, die nicht valenzbedьrftig sind und nur attributiv gebraucht werden, sie erscheinen immer in flektierter Form. Das sind zeitliche und rдmliche Bezeichnungen: die heutige, gestrige Zeitung; der dortige, hierige Erwohner;

Manchmal kommt es vor, daβ ein und dasselbe Bedeutung als Prдdikativ auftritt. Vgl.

Ein holzernes Haus. Das Haus ist uas Holz.

Aber: Sein Gesicht ist holzern.

Ein italienisches Schuhzeug. Das Schuhzeug ist aus Italien.

Aber: Das ist typisch italienisch.

Die Valenz des adjektivs ist einer der wesentlichen Einteilungsgrunde, das ist eine Einteilung aus syntaktischer sieht. Schon Otto Behaghel unterschied

Hinsichtlich der obligatorischen und fakultativen Valenz teilt Schendels E. die Adjektive in zwei Gruppen ein:

1) mit einer obligatorischen Ergдnzung, d.h. mit einem obligatorischen Partner gebildet.

Er ist des Wartens mьde (ьberdrьssig)

Lдβt man die Ergдnzung weg, so дndert sich der Sinn:

Er ist mьde – Er ist des Wrtans mьde.

Er ist bцse – Bist du mir bцse?

Er ist fдhig (begabt) – Er ist einer solchen Tat nicht fдhig.

2) Zur zweiten Gruppe gehцren Adjektive mit einer fekultativen Ergдnzung:

Er ist (in seinem Beruf) tьchtig.

Unser Land ist reich (an Bodenschдtzen).

Aber man kann die Adjektive der Valenz noch in zwei Gruppen einteilen:

1) Diese Gruppe charakterisiert sich dadurch, daβ die Valenz eines vieldeutigen Adjektivs von seiner aktualisierten Bedeutung abhдngt. Zu dieser Gruppe gehцren z.B. Adjektive, die eine Person oder einen Gegenstand von der physischen Seite charakterisieren: alt, groβ, breit, tief, schwer, lang u.s.w.

2) Und die letzte Gruppe umfaβt alle Adjektive, die keine untergeordnete Ergдnzung fordern und folglich durch keine Valenz zu charakterisieren sind: schon (sehr schon), gut, golden, neu u.s.w.

Diese Adjektive bezeichnen vollstдndige Begriffe.

Die Valenzanalyse des Adjektivs „attraktiv“

Nach dem wir die theoretischen Hauptproblemen beschrieben haben, gehen wir zum empirischen Teil unserer Arbeit ьber. Die Valenz der Adjektive beschreiben die Sprachforscher K. E. Sommerfeld und H. Schreiber im „Wцrterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Adjektive „[23] auf zwei Ebenen (Stufeen) der Valenzanalyse. Dies zeigt folgendes Beispiel. Genauer gesagt, beschreiben wir diesen Autoren folgend die syntaktischen Valenz und die Distribution der Adjektive nach folgender Gliederung: Angaben zur syntaktischen Valenz.

Stufe I.

Die Valenz beschreiben wir von der lexikalischen Bedeutung der Adjektive ausgehnd. In der ersten Variante: V1- bedeutet das Adjektiv

Attraktiv

V1=“anziehnd“,“hьbsch“

Das Adjektiv hat in diesem Fall nur eine Valenz. Es erцffnet nur eine Stelle fьr den obligatorischen Aktanten: 1.1® 1

1. 2®B (Beziehungswort).

Das Beziehungswort kann in zwei Funktionen gebraucht werden:

1.3® attr.(das attraktive Angebot).

Prдdikativ

z.B. das attraktive Angebot

Das Angebot ist attraktiv.

Auf der ersten Stufe der Valenzanalyse wird die Anzahl der Aktanten bezeichnet. Dabei bezeichnet die Zahl ohne Klammer – die Anzahl der obligatorischen Partner, die Zahl in der Klammer – der fakultativen Aktanten.

Das Adjektiv – attraktiv ist in der erster Bedeutungsvariante einwertig.

V1 = „anziehnd“ „hьbsch“.

Das Adjektiv hat nur eine Valenz. Es nimmt auch auf dieser Stufe ein Beziehungswort zu sich. Es kann attributiv, prдdikativ und adverbial gebraucht werden. z.B. das attraktive Mдdchen

das Mдdchen ist attraktiv

Sie sieht attraktiv aus.

Auf der zweiten Stufe der Valenzanalyse bezeichnet das Beziehungswort einen Menschen (Hum) und zwar einen menschen, weiblichen Geschlechts.

Eine attraktive Dame.

Bei der Realisierung der zweiten Bedeutung dieses Adjektivs –„gьnstig „ und „verlockend“ ist das Adjektiv – attraktiv ebenso einwertig. Das Beziehungswort (der Hauptaktant) kann in diesem Fall in zwei Funktionen gebraucht werden: 1. das attraktive Angebot – diese Funktion ist attributiv. Und -das Angebot ist attraktiv – in prдdikativer Funktion. Und wie ist seine semantische Beschaffenheit? Das bestimmen wir auf der zweiten Stufe – das Beziehungswort wird durch ein abstraktes Substantiv bezeichnet.. Dies zeigt das folgende Beispiel: 2B® Abstr. Ein attraktiver Vorschlag.

Eine attraktive Stelle.

Quellenverzeichni

1. Charitonowa I. J. “Theoretische Grammatik der deutschen Sprache” Kiew,1976.

2. Stepanowa I. J., Helbig G. “Wortarten und das Problem der Valenz der deutschen Gegenwartssprache”, Leipzig, 1978.

3. Brinkmann H. „Deutsche Sprache“ Dьsseldorf, 1962.

4. Behaghel O. „Deutsche Syntax“,Bd II, Heidelberg,1924.

5. Heyse G.C. A. „Deutsche Grammatik“ Hannover/Leipzig 1908.

6. Admoni W. G. “Der deutsche Sprachbau” Leningrad, 1966.

7. Sommerfeld K.-E., Schreiber H.“Wцrterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Adjektive“,Leipzig, 1977.


[1] W. Admoni, I, S. 64 – 85.

[2] Charitonowa I. J. “Theoretische Grammatik der deutschen Sprache” Kiew, 1976.

[3] Stepanowa M.D., Helbig G. „Wortarten und das Problem der Valenz in der deutschen Gegenwartssprache“

Leipzig 1978, s. 118

[4] Zitiert nach : J Hebig, W. Schenkel. „ Wцrterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben“ VEB Bibliographisches Institut. Leipzig 1973 s. 13

[5] Behaghel O.: “Deutsche Syntax” Bd. II, Heidelberg 1924, s. 113

[6] Heyse G.C.A. “Deutsche Grammatik” Hannover / Leipzig. 1908, s. 296

[7] Brinkmann H.: “Die deutsche Sprache” Dьsseldorf 1962, s. 223

[8] Erben G. “Abziβ der deutschen Grammatik”, Berlin 1964, s. 231

[9] Grebe P.: “Der Groβe Duden. Grammatik der deutschen gegenwartssprache“ Mannheim 1959, s. 436, 466

[10] Admoni W.G. “Der deutscte Sprachbau” Leningrad 1966, s. 80

[11] Admoni W.G. “Der deutscte Sprachbau” Leningrad 1966, s. 81

[12] Admoni W. “Der deutsche Sprachbau”, s. 82

[13] Admoni W. “Der deutsche Sprachbau”, s. 84

14 Hellbig G. “Theoretische und praktische Aspekte eines Valenzmodells” In Bva. Leipzig 1971, s. 35

[15] Stepanowa M.D.: „Die Zusammensetzung und die “innere Valenz” des Wortes“. In: „Deutsch als Fremdsprache“ 1967,Helf 6

[16] Sommerfeld K.-E., Schreiber H., „Wцrterbuch zum Valenz und Distribution deutscher Adjektive“ Leipzig 1977, s. 17, 315

[17] (*) – das Zeichen bedeutet, daβ der Satz grammatisch falsch ist (ungrammatisch).

[18]Schmidt W.,I, S.198.

[19] das Satzminimum- die minimale Zahl der notwendigen Satzglieder.

[20]Sn – Substantiv im Nominativ.

Adv.- Adverb.

PS – Prдposition und Substantiv.

[21] Sa – Substantiv im Akkusativ.

[22] Sd – Substantiv im Dativ.

[23] VEB Bibliografisches Institut, Leipzig 1977. s. 37