Säkularisierung: Werden es wirklich immer weniger?
Frage: »Welche von den Aussagen hier kommt Ihren Überzeugungen am nächsten?« (Vorlage einer Liste) | |||
Personen, die an Gott | Es sind | ||
glauben, begreifen ihn als | ohne faßbaren Gottesbegriff | ||
leibhaftigen Gott | eine geistige Macht | ||
% | % | % | |
USA | 69 | 25 | 5 |
Europa Bundesrepublik Deutschland | 40 38 | 41 48 | 15 14 |
Schweden | 34 | 47 | 16 |
Dänemark | 39 | 32 | 19 |
Großbritannien | 40 | 42 | 15 |
Republik Irland Holland | 77 52 | 15 30 | 5 14 |
Belgien Frankreich | 50 39 | 27 31 | 17 25 |
Spanien Italien | 62 31 | 23 55 | 12 9 |
Aussagen auf der Liste:
(1) Es gibt einen leibhaftigen Gott.
(2) Es gibt eine geistige Macht.
(3) Ich weiß nicht richtig, was ich glauben soll.
(4) Ich glaube nicht, daß es einen Gott oder irgendeine geistige Macht gibt.
(Quelle: Internationale 'wertestudie 1981/82)
Solche Zusammenhänge lassen sich bis 1990 auch für die Entwicklung hinsichtlich Religiosität und Kirchlichkeit auf dem Gebiet der ehemaligen DDR nachweisen. Bei aller Übereinstimmung sind besonders zwei Unterschiede wichtig: die Säkularisierung ist im Osten Deutschlands erheblich großer .Außer- dem ist hier der Protestantismus die eindeutig vorherrschende Konfession. Ende der 80er Jahre waren über 85 Prozent aller Kirchenmitglieder protestantisch, zwölf Prozent katholisch und etwa ein Prozent gehörte zu einer der etwa 30 kleineren Religionsgemeinschaften.
1953 | |||||
Insgesamt | Katholiken | Protestanten | |||
% | kirchennah% | kirchenfern% | kirchennah% | kirchenfern% | |
18-24 Jahre 25-29 Jahre 30-44 Jahre 45-59 Jahre 60 Jahre und älter | 14 10 29 28 19 | 16 8 25 30 21 | 15 10 35 29 11 | 12 9 26 28 25 | 17 13 31 25 14 |
100 | 100 | 100 | 100 | 100 |
1979 | |||||
Insgesamt | Katholiken | Protestanten | |||
% | kirchennah % | kirchenfern % | kirchennah% | kirchenfern % | |
18-24 Jahre 25-29 Jahre 30-44 Jahre 45-59 Jahre 60 Jahre und älter | 13 10 29 22 26 | 8 4 16 27 45 | 16 14 29 23 18 | 9 4 20 22 45 | 17 10 35 20 18 |
100 | 100 | 100 | 100 | 100 |
1953 ohne Saarland und West-Berlin (Quelle: Allensbacher Archiv, lfD-Umfragen 225, 1287)
11.Andere Jugendinteressen:
Zunehmend wichtiger wird es, das Interesse, insbesondere bei jüngeren Menschen an Astrologie, Parapsychologie, Hellsehen u. a. wahrzunehmen. Es wird ein Zusammenhang vermutet zwischen rückläufiger traditioneller Religiosität und der Hinwendung zu diesen Praktiken. Die Ergebnisse der Shell-Studie lassen erkennen, daß für zunehmend mehr Jugendliche die Konfessionszugehörigkeit belanglos wird. Erkennbar wird eine erhebliche Distanz zur Kirche. Jeder zweite der 15- bis 24jähri-gen zeigte aber eine aktive Bereitschaft für eine »religiöse, transnaturale Dimension« seines Lebens.
Auch wenn traditionelle Kirchen und konfessionelle Bindungen abnehmen, wird dennoch die Hälfte der Jugendlichen von religiösen Fragen bewegt. Sie wählen aber weder den Weg in die Kirchen, noch strömen sie in hellen Scharen zu den Jugendreligionen.
Das Auflösen kirchlicher Bindungen und der Verzicht auf kirchliche Leistungen gehen einher mit abnehmender Anerkennung des überlieferten christlichen Glaubens. Das bedeutet freilich nicht, daß nachlassender Besuch des Gottesdienstes generell mit dem Rückgang christlichen Glaubens gleichgesetzt werden kann. Es sind tendenziell immer weniger, die vom christlichen Glauben Trost und Beistand in gesellschaftlichen wie individuellen Konflikten erhoffen. Immer mehr Menschen erwarten augenscheinlich vom christlichen Glauben immer weniger und schließlich gar nichts mehr. Weder für die Bewältigung der persönlichen Probleme, Konflikte und Krisen, noch bei der Lösung gesellschaftlicher Problem- und Handlungsfelder werden der betreffenden Religion Lösungen oder Trostvermittlung zugetraut.
12.Politik und Religion: geht das gut?
Christliche Parteien
Politische Parteien und Bürgerbewegungen unterhalten Beziehungen und Kontakte zu Kirchen und religiösen Einrichtungen. Sie sind bestrebt, dabei ihre politischen Auffassungen einzubringen. Und natürlich gehören Christen - Katholiken und Protestanten - allen zur Zeit in Deutschland bestehenden Parteien an. Manche dieser Parteien verfügen über besondere Ar-beits- bzw. Interessenkreise für die Christen unter ihren Mitgliedern. Einige Parteien berufen sich in ihrem Programm bewußt auf christliche Werte und christliche Ethik. Als solche christlichen Werte werden z. B. Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung und Solidarität genannt. Eine solche Partei ist nicht die Partei einer Kirche und nicht die Partei der Christen im engeren Sinn. Sie ist insofern eine christliche Partei, als sie erklärt, auf der Basis christlicher Werte Politik zu machen.
Christliche Auffassungen können sich mit sehr unterschiedlichen politischen Überzeugungen verknüpfen. Christlicher Konservatismus ist ebenso möglich wie der »religiöse Sozialismus«. Die Verbindung von Politik und Religion sehen Religionsgemeinschaften wie auch einzelne Christen unterschiedlich. Manche stimmen einer Verbindung von Religion und Politik generell nicht zu. Dazu gehören jene, die es ablehnen, sich an der Politik zu beteiligen, wie z.B. Zeugen Jehovas. Andere verweigern aus Glaubensgründen den Wehrdienst und sind so konsequente religiöse Pazifisten, wie z.B. Quäker. Kirchen und Religionsgemeinschaften treffen politische Aussagen, wenn sie sich zu gesellschaftlichen Themen äußern, z. B. in Enzykliken (päpstlichen Lehrschreiben), in Hirtenbriefen (kirchlichen Rundschreiben) und in Denkschriften.
So sagen viele Christen, daß ihr Glaube an Christus den Erlöser sie für die Schwachen, die Leidenden und Elenden auf unserer Welt eintreten läßt. Ihr Einsatz für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit sei Ausdruck ihres Glaubens. In den Kirchen der bisherigen DDR haben sich immer wieder Christen für diese Ziele eingesetzt. Insbesondere auf Veranstaltungen während der jährlichen Friedensdekaden im November oder auf Kirchentagen geschah dies.
Den Abschluß unserer Überlegungen zu diesem wichtigen Problem, das die Grundsätze menschlichen Zusammenlebens berührt, sollen die Aussagen eines spanischen Gelehrten, Professor Ivan C. Iban, bilden:
»Ich glaube erstens, daß der Staat die Auswahl der Werte, die er schützen will, ändern muß. In seinem Bemühen, die Gruppen, die Minderheiten usw. zu schützen, hat er den Schutz des Wichtigsten vergessen: den Schutz des einzelnen Menschen. Der einzelne muß geschützt werden, nicht die Gruppe. Und zweitens meine ich, daß jedes Handeln eines Staatsbürgers, daß niemand anderem schadet, ein Recht ist.«
Befürwortet wird eine Haltung des Staates, »den neuen und den traditionellen Religionen denselben Rechtsstatus zu gewähren.«
Список литературы:
1.Preißler H.;Bohm G.,Pleßke G.“Religionen unserer Welt“-Militzke Verlag.,Leizig 1992.
2.Glasenapp,H.v.:“Die fünf großen Religioen.-Düsseldorf:Eugen Diederichs Verlag,1952ü.ö
3. Лингвострановедческий словарь.Германия.