Смекни!
smekni.com

Zusammenspiel der Realiatete als eines der Hauptprinzipien des Sujetaufbaus im Roman Stiller von Max Frisch (стр. 6 из 7)

Die Gegenwartsebene- die Monate der Untersuchungshaft, der schweizerische Text - wird nun der durch Rueckwendung hereingeholten Vergangenheitsebene gegenuebergestellt. Das 2. Heft holt dabei zeitlich am weitesten aus, es be­ginnt mit dem Kennenlernen Stillers und Julikas kurz nach seiner Ruck­kehr aus Spanien und erzaehlt von da an die Geschichte ihrer Ehe, jedoch nicht einfach chronologisch, sondern nach einer kurzen Schilderung des Anfangs und der Probleme dieser Ehe springt der Bericht sofort auf das Krisenjahr 1945 (das war vor etwa sieben Jahren - (Frisch 1992: 94). Dieses wird nun von Julikas Standpunkt aus ausfuehrlich geschildert, dazwischen aber heisst es: Hier waere etwas nachzutragen (Frisch 1992: 139), und nun erst erfah­ren wir Stillers Spanienerlebnis aus dem Jahre 1935. Dies ist - mit Aus­nahme einiger Kindheitserlebnisse, die aber nicht in unmittelbarer Beziehung zur Handlung stehen - der frueheste im Roman dargestellte Zeitpunkt. Die Gegenwart macht sich also immer wieder bemerkbar, auch in den Rueckwendungen.

Die beiden anderen der Vergangenheit gewidmeten Hefte - 4 und 6 -haben zwar eine einfachere Zeitstruktur, weil sie fast ausschliesslich vom Jahr 1945 handeln. Aber auch hier ist die Erzaehlung immer wieder durch Einschuebe in der Gegenwart unterbrochen, nicht nur durch die bereits erwaehnten Bemerkungen und Kommentare des Tagebuchschreibers, sondern auch durch Ereignisse und Reflexionen in der Gegenwart. So heisst es im 4. Heft ploetzlich: "Sibylle (die Frau meines Staatsanwalts) hat gestern kurz nach Mitternacht ein beinahe siebenpfundiges Maedchen geboren" (Frisch 1992: 218), oder im 6. Heft: "Manner sind komisch!" findet Sibylle noch heute"" (Frisch 1992: 284), und nach dem Bericht, dass Sibylle sich in Le Havre eingeschifft habe: "Mein Freund, der Staatsanwalt, meldet, dass die Schlussverhandlung (mit Urteilsspruch) auf Dienstag in acht Tagen angesetzt ist " (Frisch 1992: 308). Die Gegenwart bleibt also im Bewusstsein des Lesers immer vorhanden. Karlheinz Braun kommentiert diesen Sachverhalt folgendermassen: "Es ist deutlich, dass in diesen Heften die Vergangen­heit dominiert, doch Frisch macht von der Moeglichkeit, die momentane Gegenwart aufleuchten zu lassen, so reichlich Gebrauch, dass sich hier Vergangenheit und Gegenwart eigentuemlich vermischen" (Braun 1959: 78)

Das 7. Heft nimmt sowohl in der Erzaehlhaltung als auch in der zeitlichen Struktur eine Sonderstellung ein. Es enthaelt zunaechst, ebenso wie die anderen Hefte mit ungerader Numerierung, Erlebnisse im Gefaengnis, also in der Gegenwartsebene: Besuch beim Zahnarzt, Gespraech mit dem Staatsanwalt, Gang auf den Friedhof und Besuch von Freunden, gemischt mit Reflexionen und Erinnerungen an Mexiko, die uebrigens wieder im zeitlosen Praesens geschrieben sind. Danach folgt die Rueckwendung auf Stillers Vergangenheit in der Ich-Form, beginnend mit den Worten: "Es ist ja nicht wahr [...]" (Frisch 1992: 334). Schliesslich wird ein ganzer Tag im Gefaengnis protokolliert, eingeleitet durch die Substantive mit zeitlicher Bedeutung: 1. Der Vormittag, 2. Das Mittagessen, 3. Der Nachmittag. Diese Protokolle werden immer ausfuehrlicher, der Bericht vom Nach­mittag nimmt 23 Seiten ein (355-378). Hier naehert sich die Erzaehlzeit der erzaehlten Zeit, so wie sich die White-Handlung der Stiller-Handlung naehert und schliesslich mit ihr verschmilzt. Das Protokoll war bisher die Form, in der die Vergangenheit Stillers dem Leser vermittelt wurde. Dass sie hier auf die Gegenwartsebene, den Aufenthalt im Ge­fangnis, angewandt wird, ist ein Zeichen dafuer, dass der Tagebuchschreiber White Stillers Vergangenheit als die seinige uebernimmt. Das Gefuehl ein neuer, anderer Mensch zu sein, das ihn auch jetzt nicht verlaesst, wird erst jetzt, unmittelbar vor der Urteilsverkuendung, durch den Bericht von seinem Selbstmordversuch und die daraus resultierende Empfindung einer Neugeburt begruendet. "Ich hatte die bestimmte Empfindung erst jetzt geboren worden zu sein, und fuehlte mich mit einer Unbedingtheit, die auch das Laecherliche nicht zu fuerchten hat, bereit, niemand anders zu sein als der Mensch, als der ich eben geboren worden bin, und kein anderes Leben zu suchen als dieses, das ich nicht von mir werfen kann" (Frisch 1992: 381).

Dies ist die einzige Rueckwen­dung auf den Amerika-Aufenthalt, die zeitlich datiert wird: "Vor etwa zwei Jahren versuchte ich, mir das Leben zu nehmen "(Frisch 1992: 378).

Im Zusammenhang mit dem Gesagten, koennen wir zum Schluss kommen, dass die Zeit im Roman auch als Element des Spieles fungiert. Das kann durch die Tatsache bewiesen werden, dass die Zeitlosigkeit im amerikanischen Text als Zeichen der Irrealitaet des dortigen Lebens fungiert und fuer die Schweiz dagegen detailierte Zeitangaben typisch sind.

3.3 Die Stilebene

Nicht nur in raeumlich-zeitlicher Hinsicht lassen sich die Schweiz und Amerika gegenueberstellen. Diese zwei Welten, zwei verschiedene Realitaeten, werden auch auf der Stilebene miteinander konfrontiert. Das gilt in erster Linie Landschaftsbeschreibungen. Nachstehend werden drei Landschaftsschilderungen aus der sprachlicher Sicht analysiert und verglichen.

Die erste ist die Beschreibung der Wueste in Mexiko. Hier arbeitet der Erzaehler mit Anaphern: "Farben des gluehenden Mittags, Farben der Daemmerung, Farben der unsaeglicher Nacht" (Frisch 1992: 26); mit Wortwiederholungen: "Sand und Sand und wieder Sand" (Frisch 1992:26), vor allem aber mit zahlreichen Vergleichen. Bei diesen Vergleichen faellt auf, dass sie haeufig das Gesagte wieder einschraenken: "wie Orgelpfeifen oder siebenarmige Leuchter, aber haushoch, […] nicht eigentlich gruen, eher braeunlich wie Bernstein." (edg.: 26) Manchmal wird auch der poetische wirkende Vergleich durch den prosaischeren ersetzt: "[…] wie mattes Gold oder auch wie Knochenmehl" (ebd.) dadurch wird der gehobene Stil immer wieder gebrochen. Ebenso heisst es am Schluss der Beschreibung der Wueste: "Es erfuellte uns, ich erinnere mich, ein feierlicher Uebermut; kurz darauf platzte der hintere Pneu" (Frisch 1992: 27)

Das eben beschriebene Stilmittel wird bei der zweiten grossen Beschreibung, der New Yorks, noch haeufiger angewandt. Hier werden die Vergleiche immer wieder praezieser; so heisst es: "[…] rot, nicht rot wie Blut, rot wie die Spiegellichter in einem Glas voll roten Weines." (Frisch 1992: 315); "oder […] gelb, aber nicht gelb wie Honig, duenner, gelb wie Whisky, gruenlich- gelb wie Schwefel […] " (Frisch 1992: 316) neben den zahlreichen Vergleichen gibt es hier auch Metaphern: Teichen voll Weissglut; Schwaden von buntem Nebel; Sterne ueber einer Sintflut von Neon- Limonade; Teppiche, die aber gluehen […] usw. (Frisch 1992: 314)

Die Widerspruechlichkeit dieser Riesenstadt, die der Erzaehler eine "Orgie der Disharmonie" nennt (Frisch 1992: 315), spiegelt sich auch in antithetischen Figuren, die zwiespaeltige Gefuehle des Erzaehlers zum Ausdruck bringen. "Menschen oder Termiten; Sinfonie und Limonade; sinnlich und leblos zugleich; geistig und albern und gewaltig" (Frisch 1992. 316).

Lyrischer im Ton ist die dritte groessere Landschaftsbeschreibung die­ses Textes, die eine Landschaft in der Nahe von Zurich beinhaltet, wo Stiller mit dem Staatsanwalt zu Mittag isst und wo er vor vielen Jahren mit Julika war.

Da heisst es z. B.: "[...] die Zeit streicht wie eine unsichtbare Gebaerde ueber die Range" (Frisch 1992: 351) oder "[...] eine blaeuliche Geraeumigkeit fuellt die leeren Wipfel der Baeume, und wieder lodert das Welken an den Hausmauern empor, klettert das letzte Laub in gluehender Brunst der Vergaengnis" (Frisch 1992: 352). Hier dominiert nicht die Beschreibung, sondern die durch die Landschaft ausgeloeste Erinnerung.

"Es muss an mir liegen… Nocheinmal ist alles da, die Wespen in der Flasche, die Schatten im Kies, die goldene Stille der Vergaengnis, alles wie verzaubert […]" (Frisch 1992: 349).

In der letzten Beschreibung dominiert nicht Stiller, sondern seine Erinnerungen an Julika. In den ersten zwei Beschreibungen ist seine erwuenschte Realitaet vorhanden, er geniesst dabei jede Einzelheit, weil diese Schilderungen sein Inneres widerspiegeln und mit ihm identisch sind.

Es kann festgestellt werden, dass nicht nur in Opposition 'die Schweiz-Amerika' sprachliche Mittel zur Entstehung und zum Zusammenspiel der Realitaeten beitragen. Es gibt konkrete Griffe, die der Autor einsetzt, um die Mehrschichtigkeit der Textwirklichkeit emporzuheben. Joachim Kaiser z. B. hat auf die Bedeutung der Klammer aufmerksam gemacht, die typisch fur Frischs Stil sei. (vgl. Kaiser 1971: 50) Auch im "Stiller" finden sich zahlreiche Klammern (linguistisch gesehen sind das Parenthesen), so heisst es zum Beispiel ueber Spanienerlebnisse, wo sich White Gedanken ueber Stiller macht: "Seine Feuerprobe bestand er (vielmehr: er bestand sie eben nicht!) vor Toledo, wo die Faschisten sich im Alcazar veschanzt hatten" (Frisch 1992: 139) Oder: "Natuerlich ritt ich schon im Morgengrauen (in einem grossen Bogen, damit man mir nicht auf die Spur kam) wieder zu meiner Grotte" (Frisch 1992: 158)

"Jim traute meinen Schaetzungen nicht, dabei hat die spaetere Erforschung jener Kavernen (die Touristen erreichen sie heutzutage von Karlbad her, New Mexico, mit dem Bus) ganz andere Masse ergeben." (Frisch 1992: 163)

Die Klammer ergaenzt und praezisiert, hat einen Realitaetsbezug, aber sie ironisiert und distanziert auch, weisst auf "fremde Realitaeten" hin, nicht nur in den Protokollen des 2., 4. und 6. Heftes, wenn das eingeschobene (so sagt er selbst), (so sagt Sibylle) usw. das Erzaehlte immer wieder vom Erzaehler abrueckt, sondern auch im eigentlichen Tagebuch: "So (ungefaehr) werde ich zu Frau Julika Stiller-Tschudy sprechen [... ]" (Frisch 1992: 343).

Es lohnt sich auch auf ein weiteres Aspekt, naemlich auf den Gebrauch von Helvetismen aufmerksam zu werden. Sie treten im Text als Bestandteile einer der vorhandenen Realitaeten auf.

Walter Schenkers ausfuehrliche Untersuchung behandelt diesen Teilaspekt, naemlich die Rolle, die die schweizerische Mundart in "Stiller" spielt. Wenn naemlich Stiller in der Rolle Whites seine Schweizer Herkunft verleugnet, so muss er darauf achten, keine Helvetismen in seine Aufzeichnungen einfliessen zu lassen. Dies gilt natuerlich vor allem fuer die Hefte 1, 3 und 5, waehrend die Hefte mit gerader Numerierung ja das wiedergeben, was ihm andere erzaehlt haben sollen; hier besteht also kein Grund schweizerische Redewendungen aengstlich zu vermeiden. So gebraucht er z. B. im 2. Heft den Ausdruck Coiffeur, den Max Frisch nach Schen­kers Auskunft als typisch schweizerisch empfindet. (Schenker 1969: 55) Ebenso heisst es im 2. Heft: "Kurz darauf erschien die Schwester, um sich zu erkundigen, ob Frau Julika wirklich nicht zu kalt hatte" (Frisch 1992: 144). Der Ausdruck ich habe kalt statt hochdeutsch mir ist kalt ist eindeutig schweizerisch. Eine aehnlich schweizerische Wendung ist: "Die Sonne machte sehr warm" (Frisch 1992: 415), ein Ausdruck, den der Staatsanwalt in seinem Nachwort benutzt.

Ob es allerdings White wirklich gelingt, das Tagebuch von Helvetis­men freizuhalten, ist fraglich. So schreibt er z. B.: "Es war keine Kleinigkeit, die steifen Gladiolen einigermassen zu buscheln (Frisch 1992: 250). Das Wort buscheln empfindet auch Frisch nach Schenker als mundartlich. (Schenker 1969: 91) Je weiter das Tagebuch fortschreitet, desto weniger achtet der Schreiber darauf, keine Helvetismen zu gebrauchen; als er im 7. Heft seine Vergangenheit durch den Gebrauch der ersten Person als die seinige anerkennt, schreibt er z. B. wieder Coiffeur (Frisch 1992: 382) oder die Sonne gibt warm (Frisch 1992: 349).

Sprache und Stil im Allgemeinen sind vielmehr von der Problematik und Struktur des Romans abhaengig, wobei sich die eigentuemliche Situation ergibt, dass der Titelheld, der sich ja schriftlich und muendlich gut zu artikulieren versteht, gerade dann verstummt, wenn es um seine persoenlichste, existenzielle Erfahrung geht. Das kann zugleich als Signal der Umschaltung der Realitaeten gelten. Je weiter sich Stiller von seinen existenziellen Erfahrungen entfernt, desto leichter findet er Worte. So zum Beispiel, wenn er Knobel beredt und farbig seine Abenteuer erzaehlt.

"Das ist es: ich habe keine Sprache fuer die Wirklichkeit", heisst es unter PS bereits am Ende des 1. Heftes. Und nach Reflexionen ueber die Frage, wer er in Wirklichkeit ist, schliesst der Tagebuchschreiber diesen Abschnitt nochmals mit dem Satz: "Ich habe keine Sprache fuer meine Wirklich­keit! (Frisch 1992: 84) "Jedes Wort ist falsch und wahr, das ist das Wesen des Worts [...]" (Frisch 1992: 175), steht im 3. Heft, und schliesslich reflektiert Stiller im 7. Heft im Zusammenhang mit dem Sinn des Tagebuchs:

"Schreiben ist nicht Kommunikation mit Lesern, auch nicht Kommunikation mit sich selbst, sondern Kommunikation mit dem Unaussprechlichen. Je genauer man sich auszusprechen vermochte, um so reiner erschiene das Unaussprechliche, das heisst die Wirklichkeit, die den Schreiber bedraengt und bewegt. Wir haben die Sprache, um stumm zu werden. " (Frisch 1992: 330). "Wer schweigt, ist nicht stumm. (Juergensen 1972: 99) Wer schweigt, hat nicht einmal eine Ahnung, wer er nicht ist."

Das Verstummen, das in letzter Konsequenz zum Wechsel der Erzaehlerperspektive fuehrt, setzt ein, nachdem er seine Vergangenheit als die seine anerkannt und, wenn auch nicht ohne Zwang, seine Identitaet als Stiller akzeptiert hat. (vgl. Schenker 1969: 116) Vielleicht deutet auch der Name Stiller auf dieses Ver­stummen.

Sprache und Stil werden also fuer den Tagebuchschreiber von dem Verhaeltnis bestimmt, in dem sich das Dargestellte zu seiner persoenlichen Problematik befindet, Er weicht dort, wo die Sprache die unmittelbare Erfahrung nicht ausdrueckt, ins Parabolische aus, sucht sich in Geschichten und Traeumen, in Bildern und Vergleichen auszudruecken.


Schlussfolgerung

Im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit haben wir uns zum Ziel gesetzt das Phaenomen des Zusammenspieles der Textrealitaeten im Roman "Stiller" zu erlaeutern.

Im Zusammenhang mit dem gesetzten Ziel haben wir uns mit folgenden Aufgaben auseinandergesetzt und sind zu folgenden Schluessen gekommen:

ä Der Aufbau des Romans, die Form und Funktion des Tagebuches, deren sich der Autor bedient, beeinflussen die Offenheit des Romans. Die Autorenposition von Max Frisch, die im Roman zum Ausdruck kommt, bawaegt den Leser zum Nachdenken und macht ihn zu einem 'Mitspieler'. Diese unvollendete literarische Form bewirkt, dass der Autor dem Leser sein eigenes Bildnis nicht aufzwingt. Die knappe Information, die der Leser beim Rezeptionsvorgang erhaelt, ergibt Leerstellen, die er mit eigenen Assoziationen, Theorien und Vermutungen fuellt. Die Perspektivierung der dargestellten Ereignisse fuehrt unter anderem zu verschiedenen Interpretationsmoeglichkeiten.

ä Erzaehlsituation und Erzaehlhaltung, insbesondere ihre zahlreichen Aenderungen im Rahmen des Erzaehlens, treten als Signale der Umschaltung der Realitaeten auf.

ä Das Fehlen der einheitlichen Textwirklichkeit, naemlich das Phaenomen "Text im Text" und damit verbundene Erscheinung "virtuelle Textwirklichkeit" sind wesentliche Merkmale des Zusammenspieles zwischen Fakt und Fiktion. Die Mehrschichtigkeit der Textwirklichkeit kommt in "Stiller" in solchen Textfragmenten wie erzaehlte Geschichten, parabolische Geschichten, Traeume zum Ausdruck. Diese Behauptung wird in der vorliegenden Arbeit unter anderem durch die psychoanalytischen Theorien der Traumdeutung und Belletristik von Sigmund Freud bestaetigt. Diesen Theorien zufolge verarbeitet der Mensch ihm widerliche Wirklichkeit und ersetzt sie durch eine neue, erwuenschte, indem er traeumt und Geschichten erfindet. Mit anderen Worten, er vertauscht Realitaeten und spielt mit ihnen. Indem der Tagebuchschreiber Fiktionen waehlt, um sich auszudruecken, indem er Geschichten erzaehlt, mit anderen Worten moegliche Beispiele gibt, fuer das, was ihm wiederfahren ist, versucht er sich selbst zu erkennen.

ä Die Gegenueberstellung 'die Schweiz- Amerika', die sich im Rahmen des Forschungsthemas von der zeitlich- raeumlichen Perspektive aus vollzieht, ist zusammen mit der Untersuchung der Sprache und des Stils wesentlicher Bestandteil der analysierten Erscheinung des Zusammenspiels der Textrealitaeten. Beim Vergleich des 'schweizerischen' und 'amerikanischen' Textes offenbaren sich inhaltliche und sprachliche Instrumente und Signale, die die Autorenabsicht veranschaulichen.

- Die raeumliche und geistige Enge der Schweiz wird mit dem Sinnbild der Weite, mit Amerika konfrontiert. Das kommt durch die Wortwahl zum Ausdruck, wobei fuer die Schweiz z. B. Epitheta wie "klein, angemessen, genuegend" und fuer Amerika solche wie "gross, gluehend, unsaeglich, bluehend" gewaehlt werden.