Gleichzeitig ist Berlin eine der führenden Kongreßmetropolen der Welt, es liegt bezogen auf die Anzahl internationaler Tagungen auf dem fünften Platz.
Über 400 Firmen kamen seit 1990 neu in die Stadt, alleine 120 davon im ersten Halbjahr 1992. Viele dieser Unternehmen begründeten ihren Sitz im Ostteil Berlins. Oft handelt es sich dabei bislang allerdings um Außenstellen oder Regionaldirektionen Ost, durch die noch nicht viele Arbeitsplätze bereitgestellt werden. Aber immerhin gab es Ende 1992 in Berlin rund 180 größere begonnene oder startreife Investitionsvorhaben mit einem Volumen von über 37 Mrd. DM. Dadurch entstehen die Voraussetzungen für ungefähr 130.000 neue Arbeitsplätze, die meisten im Ostteil der Stadt.
Auch bedeutende Firmen wie Daimler-Benz und Sony siedeln sich mit spektakulären Bauprojekten in Berlin an. IBM Deutschland beschloß im Sommer 1992, seinen offiziellen Firmensitz nach Berlin zu verlegen.
Der positive Trend des Wirtschaftsstandorts Berlin wird sich in den nächsten Jahren noch dadurch verstärken, daß die Regierungsfunktionen von Bonn in die Bundeshauptstadt verlegt werden. Es ist davon auszugehen, daß sich in diesem Zusammenhang auch verstärkt Verbände, Institutionen und Unternehmen in Berlin niederlassen. Durch die Veränderungen in Europa, vor allem die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft, wird Berlin außerdem aus der Randlage herauskommen, in der es als östlichste Großstadt der EG bislang ist.
Allerdings hat die Stadt gegenwärtig den Strukturwandel zu bewältigen, der sich aus den Veränderungen in Deutschland und Europa ergibt.
Nach den Planungen und politischen Erklärungen des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung ist davon auszugehen, daß Berlin in der zweiten Hälfte der 90er Jahre die Arbeitsstätte dieser Verfassungsorgane wird. Dies entspricht den Festlegungen des Einigungsvertrages sowie dem Beschluß des Deutschen Bundestages vom 20. Juni 1991.
Bei der Vorbereitung und Durchführung des Umzugs arbeiten der Bund und das Land Berlin eng zusammen, wie es im Hauptstadtvertrag, den der Bundeskanzler und der Regierende Bürgermeister von Berlin im August 1992 im Berliner Rathaus unterzeichnet haben, festgelegt ist.
Mittlerweile hat ein „Gemeinsamer Ausschuß Bund-Berlin" seine Arbeit aufgenommen. Er nimmt die Abstimmung in allen Hauptstadtangelegenheiten wahr.
Für den Umzug von Bundestag, Bundespräsident und Bundesregierung nach Berlin werden viele vorhandene, dem Bund gehörende Gebäude genutzt werden können. Dennoch müssen auch neue Bauten entstehen.
Damit ergibt sich für die Deutschen zum ersten Mal die Chance, ein Parlaments- und Regierungsviertel demokratisch zu planen. Dies ist ein Ereignis von nationaler Bedeutung. Entsprechend groß ist die Resonanz in der deutschen Öffentlichkeit.
Ziel der Planungen ist es, die Hauptstadtfunktionen so zu integrieren, daß Stadt und Politik einander befruchten. Keine abgeschlossene Trutzburg soll entstehen, sondern Stadtgebiete mit gemischter Nutzung, in denen der Bürger sich und seine demokratische Identität wiederfinden kann. „Demokratie als Bauherr" ist das Stichwort.
Literatur
1. Zollen G. Berlin: Kurze Geschichte. - 1996.
2. Berlin kurzgefasst. - 1993. - Presse- und Informationsamt Berlin.